Ich bin selbstständige Künstlerin, meine Branche ist hart umkämpft und das spiegelt sich selbstverständlich in meinen Einnahmen wieder. Ich liebe das was ich mache, aber oft zerbreche ich mir dennoch den Kopf darüber wie ich die nächste Miete zusammenkratzen soll und an welcher Ecke ich vielleicht noch mehr sparen kann. Das Traurige dabei ist, dass man dann darüber nachdenkt das Handtuch zu werfen und in eine Festanstellung zu gehen, lediglich nur um des Geldes Willen. Dabei will ich ja eigentlich weiter meiner Freiberuflichkeit nachgehen, besser werden, in Weiterbildungen investieren und der Welt da draußen beweisen, dass man sehrwohl von seiner Kunst leben kann. Mich nerven die ständigen Fragen \"Oh, du bist Künstlerin, kannst du denn davon leben?\" - Mich nervt das \"hättest du doch mal was Gescheites gelernt, sowas Brotloses wie Kunst braucht doch kein Mensch\". Ich bin der Meinung, dass wir Kunst und Kultur auf jeden Fall brauchen! Was wäre ein Leben ohne Kunst? Was wäre unsere Gesellschaft ohne künstlerischen Einfluss, der uns zum Denken und Träumen anregt? Immer wenn ich raus auf die Bühne gehe und mein Kindertheater spiele, dann liefere ich nicht nur Unterhaltung - ich versuche den Kindern etwas auf den Weg zu geben, ich versuche ihnen die Augen zu öffnen und neue Perspektiven zu zeigen. Sicher nur in einem begrenzten Raum, aber wenn sie danach lächelnd zu mir kommen und mir sagen \"Das war so schön, ich möchte später auch so sein wie du!\" dann weiß ich, dass meine Entscheidung freischaffende Künstlerin zu sein absolut richtig war. Und dafür nehme ich auch gern in Kauf, dass auf meinem Konto nicht so viel drauf ist wie das bei einem Festangestellten der Fall ist.