Vor seinem Grundeinkommens-Gewinn war Bastian* auf Arbeitssuche. Dann bezog er ab Mitte 2015 Grundeinkommen. Dank der monatlichen 1000 Euro war er nicht darauf angewiesen, zum Jobcenter gehen zu müssen, so konnte er selbständig und ohne Druck nach einem passenden Job suchen. Während des Grundeinkommens-Jahres fand er einen gut bezahlten Job und vor allem die Zeit, sich ohne Existenzängste über sich und seine Zukunft Gedanken zu machen. Nun erklärte sich Bastian zu einem Interview bereit, um für uns und die Crowd rückblickend ein Fazit zu seinem Grundeinkommens-Jahr und der Folgezeit zu ziehen.
Mein Grundeinkommen: Hallo Bastian, danke für deine Bereitschaft, deine Erfahrungen mit Grundeinkommen mit uns und der Crowd zu teilen. Mit etwas Abstand betrachtet – ein halbes Jahr nach dem letzten ausgezahlten Grundeinkommen: Wie ist es, aus der Utopie wieder in der Realität anzukommen? Kam die große Ernüchterung oder ist dir der Übergang ohne große Probleme geglückt?
Da es bei mir ohnehin eine Neuorientierung gab, fiel die Ernüchterung relativ mild aus. Allerdings bin ich direkt nach meinem Grundeinkommens-Jahr ausgeraubt worden, was man wohl als „in der Realität ankommen“ bezeichnen könnte.
Arbeiten müssen oder Arbeiten können – wodurch hat sich dieser Unterschied bei dir am meisten ausgedrückt?
Der Spaß daran, für seine Wünsche etwas zu tun, also Geld zu verdienen, anstatt es zu müssen, setzt unglaubliche Kräfte frei und motiviert zu guter Arbeit.
Zur Bedingungslosigkeit: du musstest weder uns noch anderen Rechenschaft über den Erhalt des BGE ablegen. Hast du dich selbst zur Rechenschaft gezogen?
Sozusagen, ja. Ich habe aufgehört, Alkohol zu trinken und gelernt, mich selbst zu motivieren.
Die Existenzsicherung – Katalysator der eigenen Faulheit oder des eigenen Potenzials?
Ich denke, das ist mit der obigen Antwort schon beantwortet. In meinem Fall hat sie meine ganzen Potentiale freigelegt.
Hat dich das Grundeinkommen in deinem Idealismus gestärkt, die Welt gerechter zu machen?
Eindeutig: Ja.
Als du dich bei uns zur Verlosung angemeldet hast, ging es dir nicht vorrangig um deine persönlichen Geldsorgen, sondern ums Prinzip, um die größere Sache. Was glaubst du, mit welcher Motivation meldet sich der Großteil unserer Crowd bei uns zur Verlosung an?
Ich denke, vielen geht es um die Idee, die jetzigen „Versorgungsstrukturen“ zu hinterfragen und die Hoffnung, man könnte sie so gestalten, dass es einfach entspannter zugeht und nicht jeder Cent tausendmal gerechtfertigt oder erklärt werden muss.
Das Grundeinkommen – Systemimmanenz oder Revolution?
Es wird dazu kommen, weil es einfach vernünftig ist und den Menschen auch die permanente Angst vor der Altersarmut erspart, es wird einfach eine schönere Welt.
Du bezeichnest dich als schicksalsgläubigen Menschen. Was ist das Schicksal des bisherigen Arbeits- und Steuersystems? Und könnten wir unserem Schicksal mit einem Grundeinkommen entkommen?
Auch diese Frage ist mit der obigen Antwort beantwortet, das jetzige System gehört abgeschafft und den Menschen wieder mehr Verantwortung für das eigene Schicksal übertragen, das würde die gesellschaftliche Lebensqualität immens verbessern.
Ein Jahr Grundeinkommen – ein Resümee in drei Stichworten!
Bitte macht weiter!
Danke für deine Zeit und alles Gute weiterhin!
*Name geändert