Jascha, einer der Gewinner*innen unserer Nikolaus-Verlosung letzten Winter, hat sich bei uns mit einem Dankesschreiben gemeldet. So hat er sich in den drei Monaten nach seinem Gewinn gefühlt:
Ich glaube es ging ums Kochen, aber so ganz genau weiß ich es nicht mehr. Ich telefonierte gerade mit meinem Papa, während ich vor meinem PC saß, als plötzlich eine Mail auftauchte: „Herzlichen Glückwunsch zu deinem Grundeinkommen“. Was ist das denn jetzt?
Einer der berühmten nigerianischen Prinzen, der sein Geld loswerden möchte? „Warte mal eben“, sage ich zu meinem Vater. Ein paar Augenblicke später: „Ich glaube, ich habe ein Grundeinkommen gewonnen". Es folgt eine Diskussion, ob das denn jetzt wirklich stimmen kann. Die ihm wohl angeborene oder auch beigebrachte Skepsis lässt meinen Vater erstmal verhalten reagieren: „Glaubst du das ist echt?“. Die nächsten Minuten verbringe ich damit, mich durch das Video der Verlosung zu klicken.
Und tatsächlich finde ich dort meinen Namen wieder. „Es scheint zu stimmen“, erwidere ich. Mehr fällt mir in dem Moment gar nicht ein. Es ist schon spät und nach einer kurzen Antwort auf die Mail gehe ich erstmal ins Bett, die Mundwinkel deutlich Richtung Ohren gerichtet.
Weihnachten steht vor der Tür und ich besuche meine Eltern über die Feiertage und Neujahr. Trotz der visuellen Bestätigung darf ich mir mehr als einmal anhören: „Warte erstmal, bis tatsächlich Geld auf deinem Konto ankommt“. Wahrscheinlich sind es Früchte ihrer Erziehung, die sich bei mir manchmal deutlicher bemerkbar machen, als es mir lieb ist, aber tatsächlich realisiere auch ich das Ganze erst so recht, als da diese Zahl auf dem Kontoauszug auftaucht.
Sprung in die Gegenwart: Es ist nun März und somit mein dritter Monat mit Grundeinkommen. Wann immer ich auf dieses Thema angesprochen werde scheint der Tenor im Hintergrund zu sein: Wie sehr hat sich dein Leben dadurch verändert?
Sicher, die romantische Antwort beinhaltet im Wesentlichen eines: das sorgenfreie Leben. Die ehrliche Antwort allerdings ist ein klares und deutliches Jein. Natürlich hat eine solche Veränderung einen Einfluss, gibt temporär Sicherheit und Stabilität. Doch würde mein Leben heute wirklich anders aussehen ohne Grundeinkommen? Ich glaube nicht. Ich wäre wohl im gleichen Job, hätte den gleichen Tagesrhythmus und würde meine Freizeit auf die gleiche Art und Weise gestalten.
Versteht mich nicht falsch, ich möchte nicht undankbar erscheinen. Ich bin überglücklich über dieses Geschenk und kann es bis heute kaum fassen, dass mir das passiert ist. Aber life-changing, wie man so schön neu-denglisch sagt: Probably not. Es ist, was es ist: Ein stroke of luck, um mal im Englischen zu bleiben, der mir nach einem Jahr, gefüllt mit unerfreulichen Nachrichten, ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Ich glaube, das ist wertvoll genug.
Euer Jascha