Nach zehn Jahren Forschung steht Mein Grundeinkommen vor dem wichtigsten Moment seiner Geschichte: Am 9. April stellt das Pilotprojekt Grundeinkommen seine Ergebnisse vor. Dann können wir endlich mit der Gesellschaft teilen, wie das Bedingungslose Grundeinkommen wirklich wirkt. Aber was dann? Klara Simon, die Vorsitzende unseres Vorstandes, hat die klare Vision einer Welt, in der Fakten statt Vorurteile die Debatte über soziale Gerechtigkeit bestimmen. Sie sagt: "Jetzt geht es nicht mehr um die Machbarkeit, sondern um den politischen Willen."
Das Bedingungslose Grundeinkommen erscheint Vielen als riskantes Experiment – als etwas, das unsere bewährte Ordnung ins Wanken bringt. Doch was, wenn das eigentliche Risiko darin besteht, alles so zu lassen, wie es ist, und weiterhin Millionen Menschen in Unsicherheit und Existenzangst zu halten?
Die entscheidende Frage ist nicht, ob wir uns ein Grundeinkommen leisten können. Die Frage ist: Was wird es uns kosten, es nicht einzuführen? Wollen wir weiter mit ansehen, wie der Mitte der Gesellschaft trotz Arbeit der finanzielle Abstieg droht? Das Leben wird immer teurer, Menschen verdienen zu wenig, um über die Runden zu kommen, Wohnraum wird immer unbezahlbarer. An der Bildung von Kindern wird gespart, sodass auch ihre Zukunft auf dem Spiel steht.
Gleichzeitig fließen Vermögen durch Steuerprivilegien und Reformen weiter nach oben. So kann es nicht weitergehen. Es müssen Lösungen für die extreme soziale Ungleichheit in diesem Land gefunden werden. Dafür brauchen wir einen Diskurs, der Ideen wie das Grundeinkommen endlich ernst nimmt. Wie schaffen wir das?
Foto: André Gehrmann | Titelfoto: Fabian Melber
Wer spricht hier?
Klara Simon führt seit Januar 2024 Mein Grundeinkommen als Vorsitzende des Vereinsvorstandes. Die 37-Jährige ist in Mecklenburg aufgewachsen. Heute lebt und arbeitet Klara mit ihrem Mann, ihrem Bonus-Sohn und ihrem Sternenkind in Berlin. Nach dem Studium der Politik, Literatur und Philosophie in Bremen, Halmstad und Frankfurt (Oder) hat sie ihren Platz an der Schnittstelle von Forschung, Kunst und kollektiver Organisation gefunden. Als Mitbetreiberin des Berliner Kulturortes "Mensch Meier" prägte sie über viele Jahre Strukturen, Prozesse und künstlerische Formate – zwischen Zahlenkolonnen und der Idee, wie Arbeit und Leben gerechter gestaltet werden können.
Drei Jahre lang haben wir das Bedingungslose Grundeinkommen untersuchen lassen. In wenigen Tagen liefert die Forschung Antworten auf diese drängenden Fragen. Sechs Wissenschaftler*innen aus Soziologie, Psychologie und Ökonomie haben das Pilotprojekt interdisziplinär begleitet – denn das Phänomen Grundeinkommen kann nicht nur aus einer einzelnen Perspektive verstanden werden. Die gesellschaftliche Relevanz dieser Disziplinen ist unbestreitbar.
Im Pilotprojekt Grundeinkommen und darüber hinaus, geht es um das Verhalten von Individuen, um soziale Zusammenhänge, um wirtschaftliche Machbarkeit. Die hohe Qualität der Pilotstudie – von der Methodik über die Antwortrate bis hin zur Kontrolle durch Vergleichsgruppen – stellt sicher, dass wir keine Mutmaßungen, sondern belastbare Fakten liefern.
Die 122 Teilnehmer*innen aus über 2 Millionen Bewerbungen: Ein sorgsam ausgewählter Querschnitt der Mittelschicht, zwischen 21 und 40 Jahre alt, hochproduktiv, Nettoeinkommen zwischen 1.100 und 2.600 Euro, Alleinlebende ohne Kinder. Mit dieser Auswahl haben wir eine Forschungslücke geschlossen. Dabei kamen Ergebnisse ans Licht, die uns wirklich überrascht haben.
Die Politik hat keine Ausreden mehr
Ab dem 9. April legen wir diese Ergebnisse auf den Tisch. Die Wirkung des Grundeinkommens ist erforscht, die Finanzierbarkeit geprüft. Die politischen Entscheidungsträger*innen haben dann keine Ausreden mehr. Ignorieren sie die Ergebnisse dennoch, dann handeln sie nicht aus Unwissen, sondern nehmen in Kauf, dass unsere Gesellschaft weiter auseinander driftet und ihr Potenzial verspielt.
Wir betrachten das Bedingungslose Grundeinkommen nicht als Kostenpunkt in das Individuum, sondern als Investition in die Gesellschaft. Seit zehn Jahren setzen wir uns dafür ein. Die sozialen Herausforderungen sind in dieser Zeit größer geworden.
Das Pilotprojekt Grundeinkommen sollte nicht unsere eigenen Annahmen bestätigen, sondern echte Erkenntnisse liefern. Das war nicht immer einfach – im Gegenteil: Die eigenen Ideen gegen die Realität zu testen, hat uns gefordert und verändert. Jetzt fordern wir: Lasst uns wieder ernsthaft über das Grundeinkommen sprechen. Mit den Ergebnissen geben wir dem Grundeinkommen seine Stimme zurück, die in den letzten Jahren ein Stück weit aus der Debatte verdrängt wurde.
Jetzt geht es nicht mehr um Machbarkeit, sondern um politischen Willen. Würde man Steuerhinterziehung und -vermeidung ebenso konsequent verfolgen wie vermeintliche Fehlanreize im Sozialstaat, wäre ein großer Teil der Finanzierung längst gesichert.
Klara Simonüber die letzte Hürde zum Grundeinkommen
Im Fundament der politischen Debatte sind Risse. Unwahrheiten werden als Wahrheiten inszeniert. Wir setzen dem etwas entgegen: echte Fakten. Jahrzehntelang wurde das Grundeinkommen als Utopie abgetan, als wirtschaftliches Risiko, als Einladung zum Nichtstun. Es hieß, die Menschen würden nicht mehr arbeiten, der Sozialstaat wäre unbezahlbar, die Gesellschaft würde zerbrechen. Doch diese Annahmen beruhten auf Mutmaßungen und Bauchgefühlen, nicht auf belastbaren Daten.
Auch wir hatten bisher keine Antworten auf die Fragen, die wir mit unserem Pilotprojekt vor vier Jahren gestellt haben. In der Zwischenzeit haben wir uns bereits auf den Weg gemacht, zentrale Fragen zu klären – allen voran die der Finanzierbarkeit. Mit der Verkündung unserer Pilotergebnisse gehen wir jetzt einen weiteren großen Schritt. Wir können damit die Risse im Fundament der politischen Debatte schließen.
Mit Grundeinkommen auch die Mittelschicht stärken
Ein weiteres Kapitel im Buch der Grundeinkommens-Erzählungen ist das Märchen von der unbezahlbaren Utopie. Auch sie hält einer ernsthaften Prüfung nicht stand. Seit 2023 wissen wir: Das Grundeinkommen würde Deutschland rund eine Billion Euro im Jahr kosten – ja, eine gewaltige Summe, aber nicht aus der Luft gegriffen. Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigen, dass bereits drei Viertel dieser Summe ohne reale Steuererhöhungen finanziert sind.
Jetzt geht es nicht mehr um Machbarkeit, sondern um politischen Willen. Würde man Steuerhinterziehung und -vermeidung ebenso konsequent verfolgen wie vermeintliche Fehlanreize im Sozialstaat, wäre ein großer Teil der Finanzierung längst gesichert. In unserem Modell zur Finanzierbarkeit hätten 83 Prozent der Menschen mit dem Grundeinkommen mehr auf dem Konto. Damit würde endlich wirklich die Mittelschicht gestärkt.
"Unsere Arbeit ist nötiger denn je!" Klara Simon zu Gast in der März-Verlosung:
Unsere nächsten Schritte: Wir drehen die Stimme des Grundeinkommens wieder lauter. Zu lange wurde die Debatte kleingeredet, abgewürgt, verschoben. Wir holen sie zurück – und diesmal mit Fakten, die nicht ignoriert werden können. Die größte Angst der Gegner*innen ist nicht, dass das Grundeinkommen nicht funktioniert – sondern dass es funktioniert. Dass es uns zwingt, unsere Vorstellungen von Karriere, Produktivität, Leistung, Innovation und Chancengerechtigkeit neu zu denken.
Grundeinkommen ist keine ferne Zukunftsvision – es ist eine greifbare, machbare Realität. Wir haben geforscht, wir haben gelernt – jetzt ist es Zeit zu handeln. Sei dabei, wenn wir ab dem 9. April unsere Erkenntnisse mit der Gesellschaft teilen und die Debatte mit Fakten neu entfacht wird. Denn wenn wir es nicht tun, wer dann?
Am 9. April sofort erfahren, was das Pilotprojekt herausgefunden hat!
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