Am letzten Sonntag war es soweit: das 6. und 7. Grundeinkommen wurde verlost. Rund 100 Interessierte fanden sich dazu im Hof der #DClass Konferenz ein.
Claudia, die auch diesmal wieder für uns moderierte, holte sich drei Zuschauende auf die Bühne, und die erdrehten an dem Rad die Buchstabenkombination, die zwei weitere Menschen zu glücklichen Gewinnenden eines Bedingungslosen Grundeinkommens macht.
Da wir alle Losnummern in zwei Varianten generiert hatten, jeweils mit 1 und 2 am Ende, ergaben sich also mit einem Dreh zwei Kombinationen: CAK1 und CAK2.
Josefine und Florian aus Berlin sind die Glückspilze, die nun für ein Jahr ein Grundeinkommen bekommen.
Die gebürtige Berlinerin Josefine muss ihr Glück erstmal verdauen. Sie habe noch nie in ihrem Leben etwas gewonnen und könne es noch gar nicht richtig fassen, sagt sie mir, als wir uns diese Woche das erste Mal treffen.
„Seit Anfang des Jahres hat es angefangen, dass alles sich verändert“, freut sich Josefine, „innerhalb einer Woche habe ich einen Arbeitsvertrag unterschrieben und die Nachricht über das Grundeinkommen bekommen. Alles wird jetzt besser. Jetzt beginnt eine Glückssträhne, habe ich das Gefühl.“
Josefine ist eine selbstbewusste Frau und überrascht davon, welch unterschiedliche Gefühle der Gewinn ihr bringt.
„Das ist total interessant,“ sagt sie, „weil ich mir genau vorstellen kann, wer sich in meinem Bekanntenkreis für mich freut oder freuen kann, und wer nicht.“ Sie ist sich deshalb noch nicht schlüssig, ob sie von ihrem Gewinn erzählen möchte, oder ob sie lieber nur einen kleinen Kreis einweiht.
In einem ist sie sich jedoch sicher: das Grundeinkommen verändert schon jetzt ihr Leben.
„Ich hab mich in den wenigen Tagen schon freier gefühlt, sicherer“, erzählt sie. „Am meisten aber überrascht mich, dass ich mich auch ein bisschen in der Schuld fühle.“ Josefine hält inne.
„Ich fühle mich erstaunlicherweise damit nicht bedingungslos. Denn das ist ja immer noch kein Bedingungsloses Grundeinkommen für alle Menschen. Es gab Spendende, die Geld dafür gegeben haben.“ Dann stutzt sie, denkt kurz nach, „Hm, ja, eigentlich genau dafür… die Menschen haben bedingungslos gespendet.“
Als sie realisiert, dass das Schuldgefühl gar nicht nötig ist, lacht sie erleichtert. „Ein Teil in mir fühlt sich trotzdem verpflichtet. Ich möchte aber da ankommen, es ganz frei und bedingungslos annehmen zu können.“
Auf die Frage, was sie mit dem Geld machen möchte, antwortet Josefine: „Da sind Gedanken wie “Oh, da kauf ich ein neues Bett für mein Kind!” und auch Ideen, dass ich etwas für die Gesellschaft, z. B. für die Kampagne “Mein Grundeinkommen” machen möchte.“
Und dann fasst sie in einem Gedanken zusammen, was ein bedingungsloses Grundeinkommen für unsere Gesellschaft bedeuten kann: „Ich denke, mit einem bedingungslosen Grundeinkommen würde man das Gefühl haben, dass das Leben es gut mit einem meint. Das Leben und die anderen Menschen. Und das wäre für viele schon sehr viel. Existenzängste wären weg und man könnte sich dem widmen, was man richtig gut kann und/oder man sehr gern macht. Das käme allen zugute, nicht wahr?“
Auch für Florian änderte sich viel. Sofort. „Mir fällt auf“, sagt er, „mit welchen Kleinigkeiten ich die ganze Zeit beschäftigt war, die sich mit wenig Geld leicht lösen lassen. Damit verlor sich mein Blick auf das Große und Ganze. Mein Grundeinkommen hingegen schafft eine gewisse Ruhe und Gelassenheit und die Freiheit, zu denken was ich will.“
Als Schul- und Ausbildungsabbrecher ist Florian bisher nicht so vorangekommen wie er sich das gewünscht hat, er musste sich mit schlecht bezahlten Aushilfsjobs über Wasser halten und hat aus Frustration viel Alkohol konsumiert. Jetzt startet er einen Neuanfang mit Mein Grundeinkommen.
„Sobald das erste Geld da ist, werde ich jeden Tag 5 Euro in 50 Cent Münzen wechseln und an Bettelnde verteilen“, eröffnet mir Florian mit glänzenden Augen und Frohmut in der Stimme. ‘Kleine Geste, große Wirkung’ nennt er seine Aktion. Außerdem setzt sich Florian für Fahrscheinlosen ÖPNV ein. „Ich habe festgestellt, dass mein Grundeinkommen mich freier macht. Ich muss zum Beispiel jetzt nicht mehr darüber nachdenken, ob ich mir die Kurzstreckenfahrt leisten kann oder ob ich doch laufen muss.“
Was ihn antreibt, von seinem Gewinn so viel an andere abzugeben, möchte ich von Florian wissen. „Ich setze mich dafür ein, dass Menschen nicht mehr durch Armut gedemütigt werden, so wie ich es erleben musste. Ein Grundeinkommen für jeden Menschen ist mein Ziel. Und solange das noch nicht Realität ist, liegt es an jedem einzelnen von uns, wie wir dazu beitragen wollen, die Welt zu verbessern.“
Josefine und Florian wollen uns beide auf diesem Blog mit Artikeln darüber auf dem Laufenden halten, was sie im kommenden Jahr erleben werden. Wir freuen uns sehr darauf!
353.810
Menschen haben bisher
1.876
Grundeinkommen finanziert