Welche Berufe werden wir zukünftig ausüben? Brauchen wir überhaupt ein Grundeinkommen? Und wenn ja, wie können wir das in Zeiten der Digitalisierung finanzieren? Wir haben die Bundestagsabgeordnete und Netzaktivistin Anke Domscheit-Berg getroffen und mit ihr einen Blick in die Zukunft geworfen.
Wenn sie im Bundestag zu Digitalisierungsstrategien spricht und das Bedingungslose Grundeinkommen erwähnt, dann wird schonmal komisch geguckt, berichtet uns Anke. Dass das Grundeinkommen eine realpolitische Antwort auf die Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte sein könnte, ist bei vielen noch nicht angekommen, erzählt sie und wird wütend: “Wenn im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD drin steht, bis zum Jahr 2025 soll Vollbeschäftigung erreicht werden, dann heißt das für mich, dass sie entweder überhaupt nichts verstanden haben oder uns direkt ins Gesicht schwindeln. Beides bedeutet aber, dass man sich mit dem Problem, was direkt vor uns liegt, nicht auseinandersetzt. Was ist denn mit den Millionen Arbeitsplätzen, die sich im Zuge der Digitalisierung radikal verändern oder vielleicht sogar komplett wegfallen und wie sichern wir die Menschen in diesen Umbruchzeiten ab?”.
Und Zack sind wir drin, in einem spannenden Gespräch zu der Frage, wie eigentlich unsere Welt von morgen aussehen wird:
Anke Domscheit-Berg holte bei der Bundestagswahl 2017 ein Mandat und sitzt seitdem als Parteilose für die Linksfraktion im Bundestag. Zuvor war sie bereits für die Grünen und die Piratenpartei aktiv. Ursprünglich arbeitet sie als Publizistin und Netzaktivisten. Ihre Themenschwerpunkte sind Zukunft, Digitalisierung und Partizipation. Seit Jahren setzt sie sich für ein Bedingungsloses Grundeinkommen ein.
@ roy.ly: "Ein BGE wird, egal wie hoch der Betrag sein wird, immer als ungerecht empfunden werden, weil z.B. die Bedürfnisse von gesunden Menschen gegenüber erkrankten Menschen bedrückend ist und gerade die erkrankten schwerer haben, weiteres Geld dazu zu verdienen oder dies gar nicht können. (was in den Foren hier nicht oft genug erwähnt werden kann, damit dies berücksichtigt wird und weil es die Absurdität der BGE-Idee aufdeckt)"
Das verstehe ich nicht. Inwiefern sind die Bedürfnisse gesunder Menschen gegenüber erkrankten Menschen bedrückend? Und inwiefern soll das Geschilderte die Absurdität der BGE-Idee aufdecken? Wie ich andernorts schon erwähnte, würde ein BGE gerade Menschen zugute kommen, die durch Krankheit, Unfall, Gewalttaten oder Behandlungsfehler berufs- oder arbeitsunfähig werden. Denn heute ist es so, daß sich diese oft einen jahre-, wenn nicht jahrzehntelangen Kampf mit Versicherungen und/oder Schädigern liefern müssen, ohne auch nur einen Cent zu sehen. Denn Versicherungen sowie deren Gutachter, BWLer und Juristen sind vor dem Hintergrund der Gewinnmaximierung gezielt auf Anspruchsabwehr geschult. Dagegen hat der kleine Mann kaum eine Chance. Vor allem, wenn er ohnehin schon am Ende seiner Kräfte ist und vielleicht noch nicht einmal eine Rechtsschutzversicherung hat oder bei Prozeßkostenhilfe u.U. noch Gefahr läuft, auf den Kosten des Gegners sitzenzubleiben. Ein BGE ist das EINZIGE, das diesen Menschen in der Not wirklich unbürokratische und schnelle Hilfe zuteil werden ließe. Und gleichsam auch dafür sorgen würde, daß sie nicht durch jahrelange, teils absurdeste Gerichtsverfahren sowie fragwürdige bis unwissenschaftliche Begutachtungsmethoden und Herabwürdigungen seitens skrupelloser Anwälte zusätzlich derart traumatisiert werden, daß sie überhaupt nicht mehr auf die Beine finden. Mal ganz zu schweigen davon, daß angesichts der heutigen Situation viele in den schlimmsten Stunden ihres Lebens gleichzeitig auch noch ihre Existenz, ihr Zuhause und infolge dessen auch noch ihre soziale Eingebundenheit verlieren, wenn nicht gleich die ganze Familie. Nein, man macht sich keine Vorstellungen darüber, was Menschen in schwerster Not heute in diesem Land zugemutet wird.