Marc kennt ihr bereits aus seinem Grundeinkommens-Jahr, von dem er uns regelmäßig berichtet hat. Wieso er sich noch immer monatlich ein Bedingungsloses Grundeinkommen auszahlt, welchen Wert das für ihn ganz persönlich hat und was seine weiteren Ziele sind, lest ihr hier:
Hallo zusammen,
mein Name ist Marc. Ich bin der Gewinner des 13. bedingungslosen Grundeinkommens und erhielt es von August 2015 bis Juli 2016. Meine Ausgangssituation zum Zeitpunkt des Gewinns findet ihr hier. Was ein Grundeinkommen heute für mich bedeutet und warum ich diesen Text als Zwischenbericht betrachte, obwohl mein persönliches Grundeinkommen bereits ausgelaufen ist, erfahrt ihr im folgenden Text.
Um die Bedeutung nachvollziehbar machen zu können, muss ich kurz den Ursprung meiner Problematik skizzieren. Meinem Umfeld war es in meiner Kindheit – aus Gründen – nicht stabil genug möglich, auf meine kindlichen Grenz- und Notsignale eine angemessene Resonanz zu geben. Aus dem wiederkehrenden Erleben dieser Grenzbrüche mit Ängsten, Überforderung und Hilflosigkeit resultierte ein früher Verlust des Urvertrauens und an seiner Stelle entstand ein autoaggressiver Spaltungsmechanismus. Dessen polhaftes und absolutes Erleben meiner Umwelt und Beziehungen - entweder nur positiv oder nur negativ - setzte einen Teil meines physischen und psychischen Verdauungssystems außer Kraft. Damit verschlossen sich mir einige Wege, die zur Entwicklung einer gesunden, integrierten und stabilen eigenen Persönlichkeit notwendig sind. Ich weiß nicht, ob es möglich ist, sich das vorzustellen, aber einen großen Teil meines Lebens begleitet mich das Gefühl, nie vollständig anwesend zu sein und sein zu können. Ich fühlte mich überwiegend bloß als Beobachter, anstatt Teil der Lebendigkeit des Lebens zu sein. Ich war dabei und doch war ich es nicht. Als könnte ich durch eine Scheibe das Leben und die Lebendigkeit mit all ihren Facetten bei anderen wahrnehmen, doch nie selbst Teil dessen sein. Ich habe im Außen gesucht, versucht Dinge nachzumachen, die andere glücklich und lebendig zu machen schienen. Doch das, was ich bei Ihnen wahrnehmen konnte, entstand in mir nicht. Meist blieb eine trostlose Leere. Ein Gefühl der traurigen Leblosigkeit und inneren Einsamkeit, egal wie viele Menschen auch um mich herum waren. Ein Gefühl, dass ich zu ignorieren und zu übergehen lernte! All das resultierte aus der Spaltung und über diese Struktur entwickelte sich mit einigen anderen Einflüssen über die Jahre die Symptomatik meines Morbus Crohn.
Nachdem diese Mechanismen für mich im Zuge meiner Psychoanalyse immer klarer und verständlicher wurden, bietet mir das Grundeinkommen jetzt den Raum, meine inneren Strukturen zu verändern und sie zusammen mit meinem Analytiker heilend weiter zu entwickeln! Es erlaubt mir, frei von Existenzängsten „nein“ zu sagen und überhaupt erst mal zu lernen, meine ureigensten Grenzen und Bedürfnisse wahrzunehmen. Es ermöglicht mir, den Teil, der stets hinter der Scheibe geschützt allein bleiben musste, Stück für Stück von seiner Zuschauerrolle zu befreien. Die zunehmenden Erfahrungen, dass seine Grenz- und Notsignale erhört und geachtet werden und die Grenzen dieses Teils funktionieren, lassen Vertrauen und ein Gefühl von Sicherheit in mir entstehen. Dieses wachsende Sicherheitsgefühl macht es mir möglich, ihn mehr und mehr mit in Beziehungen zu nehmen. Mich als Ganzes anwesend und lebendig zu erleben und mich darüber erstmals selbst vollständig zu fühlen und kennenzulernen.
Durch das Grundeinkommen habe ich jetzt die Chance, mich immer wieder zum Ursprung meiner Problematik zu begeben und von dort aus die Strukturen der erlernten Selbstüberforderung zu verändern! Den Verdauungsmechanismus zu reaktivieren und damit die Türen für die Wege zu öffnen, die mich nachhaltig gesund machen können. Indem ich zurzeit weitestgehend frei von äußeren existenziellen Zwängen die Autonomie meiner ureigensten Bedürfnisse und Grenzen kennenlerne. So, wie es ein Kind gesunderweise bereits in seinen frühen Jahren erfahren sollte, bis es diesen Teil des Selbst immer mehr mit dem „Fremden" des „Anderen“ und den Forderungen der Gesellschaft zusammenführen und BEIDES in vereinbar kooperativer Koexistenz in seine Persönlichkeit integrieren kann! Jenseits jeder Notwendigkeit zur Spaltung.
Indem ich also übe, die Bedürfnisse, Grenz- und Notsignale meines Inneren wahrzunehmen, ihnen eine liebevoll achtende Resonanz zu geben und mich dabei den frei werdenden verinnerlichten Ängsten zu stellen, baue ich nun eine gesunde Beziehung zu mir selbst auf! Auf der Basis von wiedergewonnenem Vertrauen und dem zurückeroberten Sicherheitsgefühl. Das Fundament, das an der Stelle, wo eigentlich das Urvertrauen sitzen sollte, nun mehr und mehr dessen Aufgaben übernehmen kann und meinen Spaltungsmechanismus obsolet werden lässt. In den letzten 1,5 Jahren habe ich es so bereits geschafft, einen großen Teil meiner Medikation abzusetzen. Allem voran sei der Verzicht auf Kortison genannt, der nach zehn Jahren „Abhängigkeit“ einen riesigen Erfolg für mich darstellt! Darüber hinaus hat die Sicherheit des BGE mir ermöglicht, gestärkt in die Verhandlungen mit meinem Arbeitgeber zu gehen und mich im Einvernehmen und ohne Groll - dafür mit einer passablen Abfindung - von ihm zu trennen. Eine Abfindung, die es mir ermöglicht, dass ich mir vorerst weiter ein eigenes Grundeinkommen zahlen kann! Mein Abenteuer Grundeinkommen geht also in die nächste Runde, weshalb ich hier auch von einem Zwischenbericht spreche.
In diesem Setting strebe ich nun dem Ziel entgegen, die Spaltung völlig aufzulösen und die Pole zusammenzuführen. Die inneren Kämpfe in eine fried- und liebevolle Kooperation in Integration aller Stimmen übergehen zu lassen, sodass ich als gesundes Ganzes zu einer nachhaltigen Belastbarkeit, die den Herausforderungen und Pflichten eines eigenverantwortlichen Lebens gewachsen ist, gelangen und in ihnen bestehen kann! Die Chance, das zu erreichen, ist es, was ein Grundeinkommen für mich ganz persönlich bedeutet!
Ob und wann mir das gelingen wird und ob ich Wege finde, mir hinreichend Zeit dafür zu finanzieren, wird sich zeigen. So lang es mir möglich ist, werde ich diesen Weg, der mir schon so viel zurückgegeben und damit bewiesen hat, dass er zielführend ist, jedenfalls weiter beschreiten!
Bis bald,
Marc