„Ein Neunjähriger, der teilt das Geld mit der Familie“, reagierte Robin auf den Gewinn seines Grundeinkommens. Deswegen entschied er gemeinsam mit seinen Eltern und seiner Schwester über die Verwendung des Geldes. Er selbst wünschte sich nur einen Pfeilbogen, regelmäßigen Gitarrenunterricht und ein Buch pro Monat. Den Rest investierte die Familie aus Oberschwaben in den gemeinsamen Alltag, Ausflüge in die Natur oder Museums- und Opernbesuche.
„Ich wünsche der Welt, dass alle pro Monat ein Grundeinkommen kriegen. Weil ich weiß, wie es ist. Weil ich ein eigenes hatte. Dann hat man halt bessere Gefühle.“
„Durch das Jahr mit Grundeinkommen hatten wir weniger Druck und somit mehr Zeit und Geld für gemeinsame Aktivitäten. Die psychische Entlastung hat uns mehr Leichtigkeit und Spaß beschert, so sind wir in der Familie enger zusammengerückt“, berichtet Robins Mutter Olga. “Wir haben gemerkt, dass es um mehr geht als Geld. Es geht um Freiheit und Sicherheit. Grundeinkommen führt zu mehr Toleranz, da es einen sanfteren Blick auf die Mitmenschen und mehr Zeit für Gespräche zulässt. Früher habe ich quasi nur auf den Teller vor mir geschaut, die Tage abgearbeitet. Jetzt weiß ich: Ich kann mehr als nur arbeiten, Kinder erziehen und meine Mutter pflegen“, erzählt die 46-jährige Krankenschwester. „Wir haben aber auch Druck verspürt, unbedingt etwas Sinnvolles mit dem Geld anfangen zu müssen, da es von der Gemeinschaft kommt. In diese Verantwortung mussten wir erstmal hineinwachsen.“
Seit dem Grundeinkommens-Jahr sind die Gespräche sowohl innerhalb der Familie als auch im Bekanntenkreis politischer geworden. Abhängigkeiten und Machtverhältnisse sind häufig Diskussionsthemen. Außerdem konsumiert die Familie bewusster und kauft verstärkt regionale Produkte. „Unser Jahr mit Grundeinkommen ist zwar nun vorbei, die Idee aber nicht mehr aus unserem Leben wegzudenken“, bringt es Olga auf den Punkt.
Da sie zusammen mit Robin das Grundeinkommen verwaltete, bedeutete es für sie auch eine Veränderung ihrer Rolle innerhalb der Familie: bei gemeinsamen Entscheidungen über das Geld bekam ihre Meinung einen immer höher werdenden Stellenwert. „Das Grundeinkommen hat mich innerhalb der Familie ein bisschen emanzipiert. Ich wünsche es mir aber auch für die gesamte Gesellschaft, denn dann hätte ich auch als Krankenschwester eine ganz andere Verhandlungsbasis gegenüber meinem Arbeitgeber.“
Während Olga das Grundeinkommen über Alltagsgespräche in die kommunale Debatte einbringt, thematisiert es Robin in der Schule. Sein Jahres-Grundeinkommen hat bei ihm merklich Spuren hinterlassen. Noch heute spricht er häufig über die Bedeutung von Geld. „Ich wünsche der Welt, dass alle pro Monat ein Grundeinkommen kriegen. Weil ich weiß, wie es ist. Weil ich ein eigenes hatte. Dann hat man halt bessere Gefühle.“