Vor einer Woche haben wir die Erkenntnisse des Pilotprojekts Grundeinkommen öffentlich gemacht. Seitdem richten sich wieder alle Augen auf das Grundeinkommen. Hier sind die wichtigsten und die schönsten Reaktionen der letzten sieben Tage auf unsere Forschung.
Manchmal denkt sich das Schicksal absurde Zufälle aus: Der vergangene Mittwoch sollte eigentlich allein dem Bedingungslosen Grundeinkommen gehören. Seit Monaten hatten wir diesen Tag akribisch geplant: Mit unserer Pressekonferenz wollten wir der wichtigen Grundeinkommensforschung so viel Aufmerksamkeit wie möglich verschaffen. Doch es kam anders.
"Leute, wir sind in der tagesschau!" Das ganze Team schaut im Büro gebannt auf die Berichterstattung über unsere Forschung. Foto: Volker Zepperitz
Die Forschenden und unser Team wachten mit der Nachricht auf, dass sich die wahrscheinlich künftige Regierung aus CDU und SPD ausgerechnet an diesem Mittwoch auf ihren Koalitionsvertrag geeinigt hatte. Sofort war uns klar: Wenn wir morgens nicht schnell genug die wichtigsten Erkenntnisse zur Wirkung des Grundeinkommens in die Welt bringen, werden abends Medien und Menschen nicht darüber sprechen – sondern nur über die Pläne der nächsten Regierung. Eine historische Chance wäre vertan, auf die wir mehr als drei Jahre hingearbeitet haben.
Jetzt, eine Woche später, können wir erleichtert aufatmen: Wir waren schnell genug. Und die Ergebnisse des Pilotprojekts waren so bahnbrechend, dass trotz aller Nachrichten-Konkurrenz nicht nur alle wichtigen Medien, sondern auch Öffentlichkeit plötzlich wieder übers Grundeinkommen sprechen. Beweise gefällig?
Die besten Medienberichte
> "Gleiche Arbeitszeit, mehr Zufriedenheit" – Bis in die ARD-Tagesthemen haben wir es vergangenen Mittwoch geschafft. So berichtet tagesschau.de über unsere Forschung. Jetzt lesen
> "Überraschende Ergebnisse" – Die Heute-Nachrichten des ZDF besuchen Samira, eine der 122 Teilnehmenden. Jetzt ansehen
> "Effekte des Grundeinkommens überraschend groß" – Im Interview mit mdr Aktuell erklärt Susann Fiedler, was sie herausgefunden hat. Jetzt ansehen
> "Bedingungsloses Grundeinkommen macht nicht faul: Erste Langzeitstudie" – Einblicke in unsere Pressekonferenz gibt der Deutschlandfunk. Jetzt anhören
> "A German experiment gave people a basic monthly income. The effect on their work ethic was surprising" – Das Pilotprojekt schlägt Wellen weit über Deutschland hinaus. Auch CNN berichtet (englisch). Jetzt lesen
> "Ab in die Hängematte? Nein, viele finden ihr Glück in der Arbeit" – Die Süddeutsche Zeitung ordnet kritische Stimmen über das Pilotprojekt ein (Bezahlschranke). Jetzt lesen
Diese sechs Berichte sind nur eine klitzekleine Auswahl der riesigen Medienwelle, die uns seit Mittwoch überrollt hat: Unser Presseteam hat bis Anfang dieser Woche 299 Online-Artikel, 367 Radio- und 136 Fernsehbeiträge gezählt. Dazu 17 große Berichte in gedruckten Zeitungen. Insgesamt wurde sage und schreibe 819 Mal über das Pilotprojekt Grundeinkommen berichtet.
Wir teilen diese Zahlen nicht, weil wir damit angeben wollen – sondern weil sie ein wichtiger Gradmesser für die Wirkung des Pilotprojekts auf die Grundeinkommens-Debatte sind: Unser Anspruch ist, die vielen Mutmaßungen in dieser Debatte durch Fakten zu ersetzen. Oder wie es eine der Forscher*innen, Prof. Dr. Susann Fiedler, in unserem Podcast ausdrückt: "Es wäre so unendlich cool, wenn man einmal einfach sagen kann: So ist es und so ist es nicht."
Was nützen diese Fakten, wenn niemand sie mitbekommt? Gar nichts. Deswegen ist die Medienwelle, die wir vor einer Woche ausgelöst haben, so entscheidend dafür, wie präsent das Grundeinkommen in der öffentlichen und politischen Debatte der kommenden Monate und Jahre sein wird.
Aber Reichweite ist natürlich nicht alles – es kommt auch darauf an, wie über die Forschungsergebnisse berichtet wird: positiv, neutral oder kritisch? Unsere Auswertung ergibt einen positiven oder wenigstens neutralen Grundton in 88,5 Prozent aller Berichte. Nur 11,5 Prozent stellen die Studie, ihre Aussagekraft oder das Grundeinkommen an sich in Frage.
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Dabei ist wichtig zu betonen: Sachlicher Streit, wie ein Forschungsergebnis denn nun zu bewerten ist, gehört zur Wissenschaft dazu, macht sie sogar besser. Diese Art von Kritik scheuen wir ganz und gar nicht. Problematisch wird es erst, wenn die Erkenntnisse des Pilotprojekts bewusst oder sorglos verzerrt oder kleingeredet werden, um sich nicht weiter mit dem Bedingungslosen Grundeinkommen auseinandersetzen zu müssen. Für uns überraschend ist das bei vielen hundert Berichten nur eine Handvoll Mal vorgekommen.
Ganz wunderbar fasst das Lea Hampel in ihrem Kommentar in der Süddeutschen Zeitung (Bezahlschranke) zusammen: "Man kann diese Ergebnisse als wissenschaftliche Spielerei abtun. Oder als dringend nötigen Impuls anerkennen. [...] Man muss deshalb kein Fan des Grundeinkommens sein, um die Initiative des Berliner Vereins gutzuheißen. Herauszufinden, zu welcher Art Sozialstaat Menschen einerseits gern beitragen und sich andererseits davon getragen fühlen, ist eine der wichtigsten Aufgaben der Politik. Sie ist jetzt in der Pflicht, denn die Zivilgesellschaft ist vorangegangen."
Mehrere TV-Interviews gleichzeitig: Janine Busch (links) und Klara Simon stehen Journalist*innen Rede und Antwort. Foto: Daniel Weigel
Die besten Kommentare aus der Crowd
Was Journalist*innen über das Pilotprojekt berichten, ist das Eine – was die Öffentlichkeit darüber denkt, das Andere. Wenn wir das neue Wissen über die Wirkung des Bedingungslosen Grundeinkommens verbreiten und vertiefen wollen, müssen wir auch Menschen erreichen, die vielleicht keine Zeitung lesen oder Fernsehnachrichten schauen. Haben wir das geschafft?
Auf unserer Seite mit den wichtigsten Studienergebnissen wollten wir direkt von euch wissen: Hättest du mit diesen Ergebnissen gerechnet? Welche haben dich überrascht? Welche haben dich nachdenklich gemacht? Bis heute haben uns 777 Reaktionen und Rückfragen erreicht. Dazu kommen viele hundert Kommentare auf unseren sozialen Kanälen und weitere in unserem Magazin. Hier ist eine kleine Auswahl der Reaktionen, die stellvertretend für viele andere stehen:
"Genau diese Ergebnisse habe ich erwartet. Ich habe manchmal das Gefühl, dass der Staat denkt, die Menschen würden nur arbeiten, wenn man sie zwingt. Leider sind vor allem Berufe, die viele gerne machen würden und wo auch dringend Leute gesucht werden, wie die sozialen Berufe, oft so schlecht bezahlt, dass man sich eher einen Bürojob sucht, damit man die Miete zahlen kann. Es muss endlich den Leuten mehr zugetraut werden [...]."
"Mich überrascht, dass die Menschen sich nicht verändern. Aber das war naheliegend. Es macht Mut, dass mehr Kapazitäten da sind. Das wünsche ich all den Menschen, die mit Job und Familie kurz vorm Ausbrennen stehen."
"Ich habe mit so einem Ergebnis gerechnet. Trotzdem hatte ich immer wieder die Sorge, dass Menschen mit Grundeinkommen ihre Jobs aufgeben [...]. Dies scheint aber überhaupt nicht der Fall zu sein, das Bedingungslose Grundeinkommen überzeugt mich daher vollends. Es ist so wichtig, den Menschen die Angst vor Armut und Ausgrenzung zu nehmen. So könnten wir uns dann auch wirklich als Sozialstaat betiteln."
"Was mich nachdenklich macht?! Warum nicht schon viel mehr Menschen überzeugt und begeistert sind! Das ist jedoch keine Kritik an eurer Arbeit – im Gegenteil!"
"Es wird Zeit, das das BGE kommt. Die Menschen haben Existenzängste, das lähmt die Kreativität und nicht nur das. Man kann mit Ängsten nicht rational denken. Jeder erbringt was für die Gesellschaft, keiner ist faul. [...] Aber dafür braucht man ein BGE, um nicht ins Bodenlose zu fallen. Wenn man finanziell abgesichert ist, kommen neue Ideen und können dann in die Tat umgesetzt werden."
Und was ist deine Reaktion?
Auf unserer Ergebnis-Seite erfährst du, was das Pilotprojekt Grundeinkommen rausgefunden hat – und kannst uns deine Meinung dazu sagen. Lass uns reden!
Die vielen Medienberichte, Kommentare und Fragen haben unsere Erwartungen weit übertroffen. Es gibt aber ein paar andere Zahlen, die uns mindestens genauso beeindruckt haben: Unser neuer Podcast Bedingungslos: Die Wahrheit über das Grundeinkommen wurde seit letzter Woche mehr als 12.700 Mal angehört. 5.400 Menschen haben ihn bereits abonniert. Bei Spotify lag er kurz nach seinem Start gleich auf Platz 3 aller Wissenschafts-Podcasts in Deutschland.
Im Podcast nimmt dich Christina aus unserem Team mit in das Leben der Teilnehmenden am Pilotprojekt. Die Forscherin Prof. Dr. Susann Fiedler erklärt die wichtigsten Erkenntnisse der Studie so, dass man nach den sechs Folgen am liebsten weiterhören will.
Das geht nicht nur uns so, sondern auch den vielen Menschen, für die wir all das gemacht haben. Einer von ihnen, Ralph, fasst das in einem Kommentar in unserem Magazin so zusammen: "In den vergangenen Tagen habe ich mir sowohl auf YouTube die Pressekonferenz zu den Studienergebnissen als auch die wunderbare rbb-Doku "Der große Traum – Geld für alle" angesehen und mir unterwegs auch noch alle sechs Podcastfolgen angehört. Und ich darf allen Leser:innen sagen: Das ist alles toll gemacht, schaut und hört es Euch an, klare Empfehlung. [...] Nachdem wir jetzt langsam mal wirklich alle Totschlagargumente ins Nirwana befördern können, geht es in Sachen Bedingungsloses Grundeinkommen nur noch um politischen Umsetzungswillen. Den gibt es allerdings nicht, zumindest noch nicht. [...] Das frustriert. Aber es kommen auch irgendwann wieder andere Zeiten."
Besser könnten wir die letzte Woche auch nicht zusammenfassen. Aber wir ergänzen gerne: Wir forschen und arbeiten jeden Tag daran, dass diese anderen Zeiten so schnell wie möglich kommen. Versprochen.
Unsere Forschung braucht dich
Unsere Arbeit ist nur dank unserer Crowdhörnchen möglich. Warum es sich jetzt besonders lohnt, uns zu unterstützen:
Was denkst du? Hast du andere Medienberichte gesehen oder gelesen, die du hier empfehlen möchtest? Hat dich eine der Reaktionen auf das Pilotprojekt Grundeinkommen überrascht oder geärgert? Schreib es uns unten in die Kommentare!